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Kritik Kinokomödie: Das Mädchen Rosemarie (1958, mit Nadja Tiller, Mario Adorf) – 7 Sterne – mit Videos
Was sind die Herren Generaldirektoren und Industriebarone doch für lächerliche Hurenböcke in dieser frechen Schwarzweißsatire von 1958. Mit schwarzen Benzen und unerträglich selbstgefälligem Mundwerk walzen sie im spöttisch choreografierten Gänsemarsch durch die deutsche Wirtschaftswunderkulisse. Sie verfallen verständlicherweise dem hinreißenden Callgirl, das Nadja Tiller mit Verve und konservativem Sexappeal auf die Leinwand stöckelt. Das ist alles sehr dick aufgetragen, teilweise zu pompös, aber es macht Laune – auch wegen des fast blasphemischen running gags auf Kosten eines standing Religionsapostels. Einige chansonesk-dreigroschige Singspiele verstärken den Kleinkunstcharakter der Inszenierung. Nadja Tiller beherrscht den Film souverän vom Anfang bis zu seinem und ihrem Ende. Aber es gibt noch viele andere Charakterköpfe. Ich meine weniger…
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Deutscher Spielfilm: Schloß Gripsholm (1963, Regie Kurt Hoffmann, mit Walter Giller, Nadja Tiller) – 4 Sterne
Ein harmloses, verharmlosendes Vergnügen – auch wenn man die exzellente Buchvorlage von Kurt Tucholsky gar nicht berücksichtigt: Jana Bre(j)chová gibt „Lydia“ als mild exaltiertes, aber durchaus selbstbewusstes Dummchen, das wie ein Baby ihren Galan Kurt penetrant mit „Daddy“ an- und von sich selbst in der dritten Person redet. Ihr Plan: die Heirat mit Kurt. Ihr Trick: das heikle H-Wort möglichst nicht erwähnen. Wie sind die Schauspieler? Dem hat der ausstrahlungsfreie Walter Giller nichts entgegenzusetzen, wenn auch der Wortwechsel mit Hanns Lothar („Kumpel Karlchen“) nicht humorfrei geriet. „Billie“ Nadja Tiller könnte dem Film dann noch eine Tiefendimension geben; sie erscheint indes zu spät, verschwindet dann aber abrupt früh aus der Handlung.…