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    Buchkritik: Die Briefe der Manns, Ein Familienportrait. Hgg. von Tilmann Lahme u.a. (2016) – 7 Sterne – mit Links

    Die einzelnen Figuren schreiben mit sehr unterschiedlichem Tonfall, der über die Jahre fast konstant bleibt und sich schnell wieder erkennen lässt – sehr schön: Da feuert die scharf ironisch wortverliebte Erika Mann Salven ab, es fantasiert wolkig verträumt Monika Mann, wir lesen den lakonisch-ehrlichen Klaus Mann, seinen würdig präzise schreibenden Vater Thomas Mann und dessen liebevoll resolute Frau Katia. Elisabeth, Golo und Michael Mann erscheinen zunächst seltener. Neben den Ideolekten lernen wir auch Familienjargon kennen, so „üsig“ oder „Wintermantel“ für einen langen, wärmenden Privatbrief, Spitznamen für viele Bekannte, dazwischen Englisch, Französisch und Latein. Es verblüfft auch, wie teils verächtlich über Verwandte ersten Grades geredet wird, und es gibt Stichelei und…

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    Buchkritik: Katias Mutter, von Inge und Walter Jens (2005, über Hedwig Pringsheim, Schwiegermutter Thomas Manns) – 5 Sterne

    Die Biografie über Hedwig Pringsheim (1855 – 1942, Mutter von Katia Mann, damit Schwiegermutter von Thomas Mann) stützt sich auf viele Briefe, Journaleinträge und Zeitungsglossen der Hauptfigur, außerdem auf den Schlüssel-Klatschroman der Mutter Hedwig Dohm, Sibilla Dalmar (klingt fast nach F. Scott Fitzgeralds ebenfalls mondäner Nancy Lamar); Dohm verwendet offenbar die Briefe der in höchste Kreise verheirateten Tochter. Diese – Hedwig Pringsheim, geb. Dohm – glänzt mit elegant-amüsantem Plauderton (die für den Druck nicht korrigierten Rechtschreib-Bizarrerien betonen ihren Charakter liebenswert; so verzichtet sie konsequent auf Dehnungs-h, schreibt „one mich“, „anungslos“, „Jaresfrist“, „1 Ur“, „Größenwan“ und „Bewonerin“; dann auf Englisch, S. 120: „clothe your mouth“). Hedwig Pringsheims Stil charmierte auch die…

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    Buchkritik: Frau Thomas Mann, von Inge und Walter Jens (2003, Biografie Katia Mann) – 5 Sterne

    Ganz glücklich wurde ich nicht mit dieser Biografie von Thomas Manns Ehefrau Katia (1883 – 1980). Die Hauptgründe: gutteils allgemeine Familienbiografie der Manns wie aus anderen Büchern bekannt; teils zuviel Fachwissen voraussetzend; weniger Briefzitate von Katia Mann als etwa in Die Briefe der Manns (hgg. v. Tilmann Lahme u.a.); immer wieder irritierende kurze nicht-chronologische Vorgriffe; einzelne Abweichungen der Fakten von anderen Mann-Biografen. Und beim Stil: teils unübersichtlicher Satzbau; nicht alle Zitate klar einem Sprecher zuzuordnen; insgesamt kein einladender Ton, teils zu feuilletonistisch; sehr regelmäßige unmotivierte Synonymisierung Katia Manns als „Frau Thomas Mann“. Ein Satzbau-Beispiel von S. 83: Glaubt man den Erzählungen der Kinder, und nimmt man hinzu, was Golo Mann…