Romankritik Westafrika-Krimi: Instruments of Darkness, von Robert Wilson (1995, Teil 1 der Bruce Medway-Reihe) – 7 Sterne

Robert Wilson ist besonders bekannt für seine Javier Falcón-Krimis aus Südeuropa, die ab 1999 erschienen und auch ins Deutsche übersetzt wurden. Zuvor schrieb Wilson allerdings vier Krimis über Bruce Medway in Westafrika, die weniger Leser haben. Diese Westafrika-Reihe beginnt mit Instruments of Darkness.

Was mir an Instruments of Darkness gefiel:

  • Hochatmosphärisch. Jeder stinkende Hinterhof, jede Bankerresidenz und jeder Hafen werden lebendig. Das schwüle Wetter, die Schmerzen nach Gewalt – man spürt es körperlich
  • viele supercoole Dialoge
  • zahlreiche coole Figuren, auch die wenigen Frauen sind alle cool
  • fulminantes letztes Viertel mit haarsträubenden Wendungen
  • leichtes Englisch

Allerdings:

  • Wilson übertreibt mit allem. Er beschreibt das schwüle Wetter, Alkohol, Qualm, Gewalt und Schmerzen nach Gewalt zu oft. Zu häufig bohren sich unerwartete Revolver in den Rücken des Ich-Erzählers. Zu lang sind die Beschreibungen von Gesichtern – man hat fast Angst vor der nächsten neuen Figur (und jede ist noch ein bisschen expressiver). Wilson möchte wohl die Intensität steigern, versucht es mit Masse statt Klasse und wirkt mitunter präpotent-pubertär dabei. Die permanent unterhaltsamen, jovial-zynischen Dialoge unter Todesgefahr klingeln nach 300 Seiten schal in den Ohren.
  • Der Ich-Erzähler Medway rauscht den nördlichen Golf von Guinea rauf und runter – Accra, Lomé, Cotonou, Lagos -, manchmal weiß man gar nicht genau, wo er gerade ein Haus ausspioniert. Auch sonst konnte ich der Handlung nicht vollständig folgen.
  • Es gibt viele afrikanische Nebendarsteller, so Medways Fahrer, einen Komissar und Straßenverkäufer, alle mit schönem afrikanischem Englisch. Doch die Hauptfiguren sind meist weiß. Dennoch lässt sich das Buch gar nicht mit Graham Greene vergleichen.
  • Die wenigen Frauen spielen keine große Rolle in der Handlung, die Liebesgeschichte wirkt wie ein Fremdkörper und trägt zur Haupthandlung kaum bei.
  • Zuviel Plothintergründe werden am Schluss in langen Monologen erklärt, statt in der Handlung zu erscheinen.
  • Der Buchtitel hat keinen speziellen Bezug zur Handlung.

[fsg_gallery id=”11″]

Trotz dieser Kritik:

Instruments of Darkness ist auf jeder Seite spannend und unterhaltsam.

Dies ist das erste Teil von vier Büchern aus der Bruce Medway-Reihe. Ich habe daran anschließend irrtümlich den vierten Band gelesen, The Big Killing (hier meine Besprechung dazu). Er ist deutlich brutaler und weniger charmant als Instruments auf Darkness, setzt mehr auf Schockeffekte. Es gibt auch keine wesentlichen Rückbezüge auf Teil 1.

Der dritte Teil, Blood Is Dirt, beginnt wie eine x-beliebige Krimiklamotte – zwei Privatdetektive sitzen beschäftigungslos in ihrem kleinen Büro, nebenbei beschreibt der Autor süffisant das Schlachten einer Ziege – und ich habe dann nicht mehr weiter gelesen.

Der Ton von Instruments of Darkness erinnerte mich an den Erfolgskrimi Malteser Falke. Ãœber seinen afrikanischen Hintergrund berichtet der Autor auf seiner Webseite.

Bücher aus Afrika & mehr auf Hansblog.de:

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 

Nach oben scrollen