Welches Buch kommt mit in den Urlaub / auf die Reise?

Ein Buch für die Reise / für den Urlaub suche ich nach zwei übergeordneten Kriterien aus:

  • die physische Buchbeschaffenheit
  • der richtige Inhalt

Viel Text pro Gewichtseinheit:

Das Buch für die Reise muss robust sein, und es muss “viele Buchstaben pro Gramm bieten”: Denn ich

  • ziehe auf Reisen alle paar Tage weiter,
  • nehme das Buch mit auf Wanderungen und Radtouren und
  • verwende gelegentlich Billigflieger, die jedes Gramm einzeln berechnen

Das läuft grundsätzlich auf ein Taschenbuch heraus – und zwar eins, das bei relativ wenig Gewicht relativ viel Text enthält. Genau falsch wäre ein Buch, das schwer wiegt, aber sehr luftig bedruckt und schnell ausgelesen ist.

Die richtige Beschaffenheit:

Das Buch wird auf der Reise mehr strapaziert als zuhause – durch häufigen Transport, oft auch durch Luftfeuchtigkeit und Hitze. Ich nehme also keine Bände mit, die bald schon zerbröseln (ich lese fast nur gebraucht Gekauftes). Relativ wasserfest ist auch ein Vorteil, schließlich hantiert man oft mit Getränken oder am Wasser.

Ich sollte nicht an dem Buch hängen. Ein ausgelesenes Buch verschenke ich gern weiter oder lasse es im Hotel liegen, um weniger Gewicht und mehr Platz in der Tasche zu haben.

Der richtige Inhalt:

Ein Buch transportiert mich in eine andere Welt. Diese Buch-Welt soll sich nicht mit meiner Reise-Umgebung beißen: Ich liebe ja Hot Country Reading aus vielen heißen Ländern; doch wenn ich zum Beispiel in Indonesien bin, dann lese ich dort gewiss kein Buch aus Indien oder Nigeria. Wenn ich in Indonesien bin, lese ich ein Buch aus Indonesien – oder etwas für mich Neutrales aus Mitteleuropa oder USA.

Reise ich schon physisch in ein anderes Land, muss ich beim Lesen mit dem Kopf nicht eine weitere andere Welt fahren – in Indonesien lese ich ein Buch aus Indonesien oder aus der bürgerlich-westlichen Welt, aber nichts aus sonstigen exotischen Gegenden. Dagegen zuhause lese ich gern Bücher aus verschiedensten heißen, fremden Ländern.

Dieses Gebot der passenden Buch-Welt lässt sich sogar noch verfeinern: Wenn ich in Indonesien bin, und zwar durchgehend im ländlichen Sumatra, dann passt ein Buch aus dem Stadtdschungel von Jakarta oder aus der Provinz Papua eher nicht – es irritiert sogar.

Idealerweise stammt passende Länderlektüre also nicht nur aus dem Reiseland, sondern auch aus der Reiseregion, oder soziokulturell aus den bereisten Gefilden – und in etwa aus der Jetztzeit: Ein historisches Buch aus der Region ist vielleicht schon wieder zu fremd, selbst wenn es genau in meinem Reisegebiet siedelt; das lese ich dann gern zuhause.

Kein Präferenz habe ich für Sachbuch oder Belletristik, für Roman oder Kurzgeschichte, für besondere Genres – das Buch muss unterhaltsam und intelligent geschrieben sein. Ich lese unterwegs generell die selben Genres und die selbe Qualität wie zuhause. Ãœbliche Reiseberichte lese ich dabei fast nie, und “Urlaubslektüre” oder “Strandlektüre” oder “Sommerlektüre” interessiert mich nicht.

Die richtige Länge:

Das Buch sollte nicht zu lang sein: Ich möchte es auf der Reise auslesen können. Ich lese jedoch unterwegs deutlich weniger Romane als zuhause (weil ich unterwegs auch Reiseführer und Landeskunde lese und weil ich mehr auf Achse und weniger in Ruhe bin und beim Essen nicht lese). Besonders lange Bücher wie Shantaram oder Eine gute Partie/A Suitable Boy passen also nicht.

Die richtige Qualität:

Wichtig: Ich muss einigermaßen sicher sein, dass mir das Buch gefällt. Denn sagt mir zuhause ein Buch nicht zu, dann nehme ich einfach das nächste aus dem Regal (ich habe immer einen Vorrat). Auf Reisen kann ich nicht einfach ein schlechtes Buch weglegen und zum nächsten greifen.

Ich packe also für die Reise Bücher ein, von deren Qualität ich überzeugt bin – weil ich den Autor kenne oder weil ich testweise zwei Seiten gelesen habe (auf Rezensionen verlasse ich mich nie). Ideal: Die ersten 20 oder 40 Seiten eines Buches zu lesen, und dann damit auf Reise zu gehen.

Vorsorge:

Ich habe immer 20 oder 30 Gebrauchtbücher zuhause, die ich noch lesen will (wer mag schon überraschend ohne Lesestoff dastehen). Zuhause lese ich vor allem diejenigen Bücher aus meinem Regal, die sich nicht für eine Reise eignen, weil sie zu schwer sind oder inhaltlich nicht passen.

Relativ leichte, aber typografisch dicht gepackte Taschenbücher, die in London, New York oder Lübeck spielen und noch nicht auseinanderfallen, lese ich zuhause zunächst nicht – sie eignen sich zu gut für die nächste Reise, die sammle ich in einer speziellen Ecke.

Ja, und um nicht unterwegs plötzlich ohne Lektüre dazustehen, nehme ich auf die Reise ein oder zwei Bücher mehr mit, als ich voraussichtlich benötige – man weiß ja nie, ob man nicht mehr liest als erwartet oder ob ein Buch überraschend nicht gefällt oder verloren geht. Ich habe Bücher, die schon zweimal mit mir nach Asien flogen und ungelesen wieder zurückkehrten – zum Beispiel sehr leichte, dünne, aber eng bedruckte Penguin-Bände von Graham Greene oder Patricia Highsmith (Autoren, auf deren Qualität weitgehend Verlass ist). Irgendwann werden sie auch gelesen, und zuhause freue ich mich, solche besonders Reise-tauglichen Taschenbücher für die nächste Reise parat zu haben.


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