Rezension US-Iran-Memoiren: To See and See Again: A Life in Iran and America, von Tara Bahrampour (1999) – 7 Sterne

Tara Bahrampour beschreibt liebevoll, warmherzig, einfühlsam, detailreich und mit vielen kulturellen Einblicken die Geschichte ihrer iranisch-amerikanischen Familie. Wesentliche Themen sind zudem Vertreibung und das Stehen zwischen den Kulturen, illustriert mit vielen markanten Beispielen – von lustig bis herzergreifend. Der größere und interessantere Teil des Buches spielt im Iran, einige Kapitel auch in Kalifornien und Oregon.

Kindheit in Teheran – und späte Rückkehr:

Bis zum Alter von 11 Jahren hatte die Autorin eine idyllische Kindheit in Teheran, die sie in seliger Erinnerung beschreibt. Dann, 1979, reist ihre Familie mit einem der letzten Flugzeuge vor der Revolution aus. Es folgen Jahre materieller und anderer Schwierigkeiten in Kalifornien, das Buch franst etwas aus, einige Jahre überspringt Bahrampour ganz, bis es wieder interessant wird:

Als 26jährige fliegt Bahrampour zu einem längeren Besuch in den Iran. Jetzt wird die Geschichte wieder dicht und lebendig, Highlight ist ein Aufenthalt bei Verwandten, die sich in ein Bergdorf zurückgezogen haben. Natürlich hören wir auch von den unsäglichen Moralwächtern auf Teherans Straßen und vielen anderen Einschränkungen der Lebensqualität im Iran nach der Revolution.

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Konflikte zwischen den Kulturen:

Barahmpour besucht Stätten und Verwandte, die sie zuletzt als 11jährige gesehen hatte. Zumeist erzählt sie konkrete Erlebnisse, es gibt kaum allgemeine Landeskunde.

Gut schildert Bahrampour nicht nur das intensive Familienleben der Iraner, sondern auch die Konflikte der iranischen Verwandten und Bekannten, die teils im Iran und teils in den USA aufwuchsen – die Sitten unterscheiden sich sehr deutlich.

Bahrampours Mutter hat offenbar in Los Angeles ein paar Platten aufgenommen, als sie schon Kinder in Teheran hatte. Sie erscheint im Buch wie eine junge Joni Mitchell, doch ihren Namen habe ich nicht herausgefunden. Leicht zu entdecken sind dagegen aktuelle Bahrampour-Artikel für die Washingpton Post (über Altern, nicht über den Iran) und ihr Interview zur Arbeit als Reporterin.

Andere Bücher:

In der WP rezensiert Bahrampour auch Lipstick Jihad von Azadeh Moaveni. Ich kenne beide Bände der US-Iranerin Moaveni, Lipstick Jihad und Honeymoon in Tehran. Bahrampour wie Moaveni sind gelernte Journalistinnen, die Bücher unterscheiden sich: Moaveni schreibt zwar auch über ihr US-iranisches Familienleben; sie konzentriert sich jedoch weitgehend auf ihre Jahre als junge Journalistin in Tehran von 1999 bis 2007.

Moaveni schreibt sarkastischer, smarter, weitaus politischer und – im Zusammenhang mit ihrer Hochzeit in Teheran – auch persönlicher. Anders als Bahrampour erwähnt sie jedoch kaum iranische Orte außerhalb Teherans. Wer sich speziell für Teheran interessiert, sollte auch die Außenseiter-Reportagen von Ramita Navai lesen.


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