Rezension satirischer Kriegsfilm: Der böse Trick bzw. Catch-22 (1970) – Trailer & 4 Szenen – 6 Sterne

Zynischer, böser Anti-Kriegs-Film um US-Soldaten auf einer Fliegerbasis im 2. Weltkrieg (Regie Mike Nichols, Hauptrolle Alan Arkin), nach dem Roman von Joseph Heller. Ich habe mich gut amüsiert.

Einwände allerdings:

  • Basierend auf dem brillanten Roman von Joseph Heller, reden die Darsteller permanent sehr absurde, verdrehte, unrealistische Sätze. Das ist ein intellektueller Spaß, überzeugt aber im Film weniger als gedruckt
  • Der Film besteht aus verschiedenen längeren und kürzeren Rückblenden, deren Zusammenhang nicht immer klar wird. Die Chronologie schleudert hier noch mehr als im Roman. Im interessanten Kommentar zum ablaufenden Film sagt Regisseur Nichols, dass er manche Dinge wohl nicht deutlich genug gemacht habe, und das ist wohl so (zum Beispiel enthüllt Nichols im Kommentar, welche Figur wiederholt verhüllt auf Yossarian einsticht, eine Frage, die auch Profikritiker falsch beantworteten)
  • David Watkins filmte viele schöne Szenen – schönes Licht, schöne Konstellationen. Catch-22 wurde zudem mit einem ganzen Bombergeschwader gedreht, und es gibt fantastische Aufnahmen des Flugmaschinerie beim Start usw. Fantastatisch, aber eben auch die stählerne Macht der Tötungsmaschinerie verherrlichend, wie in so vielen Kriegsfilmen, Anti- oder nicht
  • es ist ein verschwitzter Männerfilm; Frauen erscheinen nur als dralle Dinger am Rand
  • einige Motive aus der Romanvorlage blitzen kurz auf, werden aber nicht recht verständlich; man hätte sie besser weggelassen, wie so viele andere Charaktere und Motive auch
  • die Dialoge in der englischen Tonspur sind sehr schwer zu verstehen, die deutschen Dialoge kommen etwas klarer heraus, wirken gegen den Hintergrundlärm aber immer noch undeutlich; ich hatte permanent Untertitel mitlaufen

Absurdes Theater:

Ein paar Szenen hat Heller im Roman nicht ausführlich beschrieben, weil sie zu platt gewirkt hätten. Im Film werden sie gezeigt und erscheinen absurd komisch:

  • Die Soldaten Minderbinder und Cathcart diskutieren auf der Fliegerbasis Lebensmittel-Import-Export, während direkt neben ihnen ein Bomber notlandet und explodiert; sie beachten das Spektakel gar nicht
  • zwei knackige Krankenschwestern leeren den Katheter eines vollständig wegbandagierten Patienten und unterhalten sich dabei lässig über Essenszubereitung

Insgesamt wirkt der Film wie eine sophistische Studie, spaßeshalber untermalt mit massiven, aufwändig produzierten Bildern. Gut gemeint, gut gemacht, und der Roman ist besser. Momentweise erinnerte mich Catch-22 an die (viel schrillere) Kriegsfilm-Satire Tropic Thunder.




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