Romankritik: Bellas Tod, von Georges Simenon (1952) – 7 Sterne

Simenon

Ein unscheinbarer Kleinstadtlehrer in den USA steht plötzlich unter Mordverdacht – aber bewiesen ist nichts. Allmählich kehren sich Gemeinde, Kollegen, Nachbarn und sogar die Frau gegen ihn.

Georges Simenon schildert sehr realistisch und beklemmend. Der tatsächliche Mörder ist kaum zu ahnen, die zunehmende Isolation des verdächtigen Lehrers mit Händen zu greifen. Im Mittelpunkt steht nicht die Aufklärung des Verbrechens, sondern die Situation des Lehrers, in dessen Haus die Tat geschah. Fast ein Highlight unter den Non-Maigrets, doch auf den letzten 20 Seiten wandeln sich die Hauptfigur und der Charakter der Geschichte völlig.

Zur Übersetzung:

Ich hatte den Roman in einer sehr alten Ausgabe in der Übersetzung von Elisabeth Serelmann-Küchler. Die Übersetzung klang teilweise steif und etwas unpassend, bei diesen Beispielen:

…die zweitausend und etlichen Bewohner (S. 10 meiner Aufbau-Verlag-Doppelausgabe mit Sonntag)

…beabsichtigte, sich um eine Staatsstellung zu bewerben, was ihn nötigte, …. (S. 11)

…sich verschnappen (S. 27)

…hatte gezögert, ihr davon zu sprechen (S. 94)

…Trennungswand (S. 141)

Die deutsche Neuausgabe des Romans bei Kampa stammt laut Verlag von derselben Übersetzerin, von einer Überarbeitung des deutschen Texts war im Januar 2020 nicht die Rede.

Freie Assoziationen

  • Unbemerkte Dinge geschehen oben im Haus – das klingt auch nach Simenons Fremd im eigenen Haus.
  • Man denkt an einige Highsmith-Romane, die Beklemmendes um unscheinbare Leute in unscheinbaren US-Nestern beschreiben.
  • Die tröpfelnden Andeutungen von Körperflüssigkeiten und halbpornografischen Details erinnern an andere Simenons wie Das blaue Zimmer.

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