Rezension Reportage-Buch: Weiße Plantagen, von Érik Orsenna (2006, über Baumwolle) – 4 Sterne – mit Pressekritiken

Orsenna besucht Baumwoll-Anbaugebiete und ihre Macher in Mali, USA, Brasilien, Ägypten, Usbekistan, China und Frankreich. Er schreibt vage lyrisch und ohne Tiefgang: weder sozial, wirtschaftlich, politisch noch menschlich wird es interessant (seine tatsächlich wissenschaftlichen Texte veröffentlicht Orsenna unter einem anderen Namen). Er redet oft mit leichtem Spott, der teils wie eingebildete Besserwisserei anmutet. Häufig klingt Orsenna wie ein betulicher Onkel, der kleinen doofen Kindern jetzt mal was erklärt und dabei solche Weisheiten generiert:

“Auf der ganzen Welt gibt es nichts, was einer neuen Stadt ähnlicher wäre als eine andere neue Stadt.”

Oder:

„Siebzehn Millionen Einwohner lassen sich nicht auf ein paar Quadratmetern unterbringen“.

Aber, meine lieben Kleinen, gerade wegen dieser Banalitäten, und wegen der sehr kurzen Sätze, Kapitel und Unterkapitel, lässt sich das Buch so leicht konsumieren wie ein Fruchtzwerg. Vielleicht hängt die Flüchtigkeit damit zusammen, dass die Reisen auch in Fernsehreportagen umgesetzt wurden und der Schwerpunkt auf reizvollen Bildern lag.

Manchmal ist die geografische Zuordnung seiner Aussagen nicht klar, dann meint er wohl Frankreich – vermute ich. Manches geht wohl auch in der Übersetzung verloren, mindestens zweimal stimmt im Deutschen die Grammatik nicht.

Gelegentlich dachte ich an eine andere Rohstoff-Monografie, das Kautschuk-Buch von Vicki Baum; es ist viel besser (es ist freilich auch eher belletristisch). V.S. Naipaul hätte so viel mehr als Orsenna aus dem Thema gemacht.

Kritiken:

Die Zeit:

Seine Schwäche ist die Erzählweise. Weiße Plantagen lebt von Menschen, die Orsenna beschreibt, doch viele von ihnen bleiben gesichtslos

Süddeutsche Zeitung:

Seine Schilderungen sind meistens pointiert kurz… Alles, was dem Autor auf seinen Reisen widerfährt, bräuchten wir nicht unbedingt zu wissen.

Frankfurter Allgemeine:

Das alles liest sich ganz interessant, aber dennoch scheint das Buch unter einem unerklärlichen Druck zu stehen, zu posieren.

Deutschlandradio Kultur:

…die Menschen als Staffage behandelt. Kaum jemand tritt als Person hervor.

Deutschlandfunk:

Dank der sachkundigen und humorvollen Beschreibungen erhält der Leser am Beispiel des Rohstoffs Baumwolle einen guten Überblick


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