Rezension Kurzgeschichten: The Pat Hobby Stories, von F. Scott Fitzgerald (1940) – 8 Sterne – mit Rezensionsbericht

Die 17 knappen Kurzgeschichten handeln vom kleinen Manuskriptschreiber Pat Hobby im Hollywood der späten 1930er Jahre. F. Scott Fitzgerald verarbeitet hier sein eigene Zeit in den Hollywoodstudios, wo er selbst trotz früherer Roman-Erfolge (Der große Gatsby) kein Superstar war, und erzählt eine Demütigung nach der anderen: Der Lohn war einst viel besser; früher durfte er mit den großen Tieren an einem Tisch lunchen; bei den Frauen läuft null; keiner glaubt an ihn, hört mal zu; selbst aufs Gelände kommt Pat Hobby nicht mehr ohne Stress.

F. Scott Fitzgerald skizziert knapp und lakonisch Skizzen mit Humor, Eleganz und überraschenden Wendungen; Pat Hobby stiehlt, betrügt, macht sich lächerlich, verliert jedoch nie ganz und gar die Würde. Allerdings erwähnt jede einzelne Geschichte Hobbys Gin- und Whiskey-Käufe am Kiosk, sein obsoletes Alter (49), seine müden Augen und die aktuelle Finanzkrise. (Fitzgerald war bei seinem letzten Aufenthalt in Hollywood 40 bis 44 Jahre alt und weit besser bezahlt als seine Figur Pat Hobby; er hatte jedoch wegen überbordender Schulden ähnliche Geldprobleme wie Hobby, litt zeitweise ebenfalls unter Trunksucht und dem unpersönlichen Studiosystem.)

Nur wenig Klamauk:

Fitzgerald konzentriert jede Kurzgeschichte auf ein, zwei Momente und will keine Miniromane erzeugen: mit einer Ausnahme gibt es keine wesentlichen Rückblenden. Nur gelegentlich wird Fitzgerald zu drastisch und klamaukig, mit schrillen Verwechslungen und Fäusten, die im falschen Gesicht landen – fast wie in der Stummfilmzeit, die sich Hollywood-Schreiberling Pat Hobby so zurückwünscht.

Übers Filmgeschäft lernen wir nichts Wesentliches, etwa über Studiotechnik, Schreibtechnik oder die Gewerkschaft der Skriptautoren (die nur gelegentlich genannt wird). Im Mittelpunkt stehen ein einsamer Mann auf dem absteigenden Ast, seine geschäftige und kaltherzige Büroumgebung, sein Ringen um Anschlussjobs und etwas Anerkennung.

Dies ist der späte und der kurze Fitzgerald. Und das ist auch gut so: In seinen frühen, autobiografisch getränkten Romane Diesseits vom Paradies und Die Schönen und Verdammten hat er viel zu viel geredet – die Pat Hobby Stories beeindrucken dagegen durch markante Schlankheit, sie sind fast schon knochig.

Entstehung und erste Veröffentlichung:

Scott Fitzgerald produziete die Geschichten ab 1939, in den letzten Monaten vor seinem Tod, und sie erschienen zuerst im Magazin Esquire. Fitzgeralds damaliger Redakteur bei Esquire, Magazin-Mitgründer Arnold Gingrich, schrieb 1962 ein interessantes Vorwort zu meiner Pat-Hobby-Ausgabe bei Penguin: Fitzgerald bombardierte Gingrich mit immer neuen geänderten Fassungen, Wünschen nach geänderter Reihenfolge und vor allem mit Vorschussforderungen.

Gingrich zitiert Fitzgeralds nervöses Drängen oft verbatim – die bestmögliche Textfassung war dem Autor offenbar genauso wichtig wie frühe, schnelle und hohe Überweisungen. Ein Typoskript am Buchende zeigt auch Fitzgeralds späte Eingriffe, es ist jedoch schwer zu verstehen.

Fitzgerald starb Ende 1940. Die meisten Pat-Hobby-Geschichten waren bereits im Esquire erschienen, doch einige angekündigte Textrevisionen blieben unerledigt und Fitzgerald konnte sich nicht mehr um eine Buchausgabe kümmern. Es dauerte 20 Jahre, bis die exzellenten Geschichten zwischen Buchdeckeln herauskamen.

Bücher und Filme in diesem Zusammenhang:

  • Scott Fitzgerald: Der letzte Tycoon, engl. The Love of the Last Tycoon, Fitzgeralds unvollendeter Roman über einen Filmmogul
  • Über Scheitern hat der spätere Fitzgerald häufig geschrieben, neben Pat Hobby auch in Zärtlich ist die Nacht (1934, engl. Tender is the Night).
  • Map to the Stars, Meta-Hollywood-Filmdrama 2014, das Drehbuch mit Pat-Hobby-Einflüssen, aber aggressiver als Fitzgeralds Geschichten
  • The Return of Pat Hobby oder The Complete Pat Hobby, neue Pat Hobby-Geschichten von Richard Foreman, dazu eine Besprechung
  • West of Sunset, Stewart O’ Nans Roman über Fitzgeralds letzte Lebensjahre, verbracht in Hollywood

Englische Rezensionen:

Interessante deutsche Rezensionen habe ich nicht gefunden. Englische Stimmen:

New York Times 1962:

the work of a master hand. The prose is lean, swift and deadly accurate.

The Sunday Guardian:

Fitzgerald aims for a wry, comic tone throughout but essentially, these are stories of failure

Minnpost.com:

The structure he used in the stories, of incompetent ambition leading to entertaining chaos, is one that would become a mainstay of the sitcom a decade later.

Los Angeles Review of Books:

((Über die Hauptfigur:)) …what they lack in beauty, they make up for in wit and pathos.

Wall Street Journal:

…an acerbic comedy—one where the laughs often stick in your throat… odd mix of guffaws and chagrin


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