Rezension: Kuba fürs Handgepäck (2015, Hg. Eva Karnofsky) – 5 Sterne

16 kurze Kuba-Texte von ebenso vielen kubanischen oder überwiegend deutschen Autoren – also ein heterogenes Buch. Meine Ausgabe stammt von 2015, doch die einzelnen Texte haben teils zehn oder 30 Jahre auf dem Buckel – schlecht bei den vielen kubanischen Wandlungen gerade seit 2011. Ein historischer Text über die gewalttätigen Spanier ist grob 500 Jahre alt.

Nicht nur die Autorenschar ist heterogen, auch die Textsorten variieren – von zwei bis 20 Seiten lang, von belletristisch bis zu Reportage und historischem Dokument, mal witzig, mal ernst. Sogar einzelne Texte sind in sich unrund:

  • So schreibt Jeanette Erazo Heufelder unter der vom Unionsverlag neu hingeschmalzten Überschrift “La Habana – Wie ein Diamant im Licht” (verwenden die den Textbaustein auch in anderen Ländern?) nicht nur über Havanna, sondern über kubanische Geschichte der letzten Jahrhunderte allgemein.
  • “Hemingway, das Meer und die Freiheit” ist noch so ein Schmalztitel, der nicht über dem Originaltext stand, sondern erst im Lektorat entstand. Barbara Schwarzwälder erzählt hier die halbe Strecke nicht über Hemingway, sondern über einen anderen Schriftsteller, der in Hemingways ehemaligem kubanischem Küstenort lebt.

Zwei weitere Texte deutscher Autoren befassen sich sehr ernsthaft mit Musikgeschichte allgemein – ohne Tipps für heutige Reisende – und mit dem Lied Guantanamera. Natürlich stammt auch die Überschrift “Kreolische Gaumenfreuden” aus dem Lektorat und nicht vom Originaltext.

Kubanische Star-Romanciers schreiben über kubanische Genussmittel:

  • Leonardo Padura über “Die berauschenden Geheimnisse des Rums” (auch diese wenig berauschende Überschrift erdachte ein (b.?) Lektor, und Padura schreibt eher über die Bacardí-Familie als über Rumgeheimnisse)
  • Guillermo Cabrera Infante über die Entdeckung des endo-kubanischen Zigarrerauchens durch C. Kolumbus (angestrengt launig und ohne Nutzwert für Touristen)
  • Alejo Carpentier (falls man ihn als Kubaner sehen will) über flüchtende Sklaven und Hunde (wenn ich es recht verstand; ich kam mit dem Text nicht zurecht; tatsächlich klärt Jens Sobisch meine Verständnisprobleme auf den ersten Seiten seines Kulturschocks Cuba)

Keiner der Texte von Kuba-stämmigen Autoren lockte mich zu weiteren Recherchen. Interessant jedoch die Stimmen der Globetrotter-Schreiber Hans Herbst und Marie Pohl (gerade, weil sie keine Reisesituationen schildern).

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