Rezension Doku Bayerin liebt Inder: Amma und Appa (2014) – 5 Sterne – mit Video – mit Pressespiegel

Franzi liebt Jay, die Bayerin den Inder, schon länger, und irgendwann möchten sie heiraten. Doch Jays Eltern haben große Bedenken. Franzi besucht Jays Eltern – Amma und Appa – in einer Kleinstadt in Tamil Nadu. Dann besucht Franzi Jays Eltern erneut und bringt noch ihre eigenen Eltern aus Bayern mit. Jays Eltern zeigen sich wieder freundlich und – wieder ablehnend.

Ohne Distanz:

Die Hauptdarstellerin ist hier auch die Regisseurin: Franziska Schönenberger verfilmt ihre eigene Liebes- und Lebensgeschichte. Dabei vergisst sie jede Distanz – Schönenbergers Film über Franzis Liebe und Leben geriet weitaus zu lang, jedenfalls in der BR-Ausstrahlung, die ich gesehen habe. Viele Dialoge und Alltagsszenen sind banal und überflüssig. Alle kommen ausgiebig zu Wort, am Strand, am Flughafen, in der Rikscha und beim Sari-Kauf. Nur Jay, der Bräutigam in spe, sagt kaum etwas.

Noch länger wirkt der Film, weil das Unbehagen zwischen den deutschen und den indischen Eltern mit Händen zu greifen ist. Sie werden immer freundlicher, immer bemühter – und fremdeln immer mehr.

Es gibt ein paar adrette Animationen (an Beerland erinnernd) und schmalzige, untertitelte Filmsongs des etablierten Tamil-Komponisten Ilayaraja (Ilaiyaraaja) – beides unterhaltsam, aber stilistisch nicht recht passend, zumal Jays Eltern diese südindische Massenmusik wohl kaum goutieren. Auch die naive Stimme der Ich-Erzählerin Franziska scheint das ernste Thema fast zu verspotten. Die Bildqualität wechselt immer wieder dramatisch, längere Abschnitte aus Deutschland wie aus Indien wirken wie 50 Jahre altes Filmmaterial.

Kritiken:

Alle Kritiker packen das Wort Culture Clash in ihre Rezensionen, viele auch Feel Good, einige erinneren an andere Multikultur-Liebesgeschichten (My Big Fat Greek Wedding, Maria, ihm schmeckt’s nicht) und halten die Doku Amma und Appa für oberflächlich.

HansBlog.de:

Ihr Film über ihr Leben geriet weitaus zu lang… Viele Dialoge und Alltagsszenen sind banal und überflüssig.

Der Tagesspiegel:

Offenbar dient die bayerisch-tamilische Konstellation als bloße Folie für ein gefälliges Feel-Good-Movie

Kino.de:

Eine sympathische Spurensuche nach dem Geheimnis wahrer Liebe über Landesgrenzen hinweg.

Filmstarts.de:

„Amma & Appa“ bietet Einblicke in andere Kulturen, bleibt aber immer an der amüsanten Oberfläche.

Programmkino.de:

Indien und seine Bewohner sind das Fremde, das Exotische… Zudem wird die Liebe der jungen Filmemacher für das Kinopublikum nicht erfahrbar…

Cinetastic.de:

formal gehen die beiden Filmemacher ihr Drama im Stil einer Komödie an. Franziska kommentiert das flott montierte Material aus dem Off

EPD:

Was besticht, ist die unbefangene Herangehensweise und die intelligente Montage

Filmgazette:

so erzählt “Amma & Appa” ziemlich ereignislos ein paar harmlose Urlaubsanekdoten…

Kino-Zeit.de:

…steckt der Film irgendwo zwischen lustigem Entertainment und krudem Argumentieren für die Sache der eigenen interkulturellen Liebe fest…

Spielfilm.de:

…bekommt man als Zuschauer viel mehr Einblick in eine fremde Kultur, als es ein Dokumentarfilm üblicherweise leistet.

Wolfram Hannemann:

Mit vielen amüsanten Szenen wie z.B. der Einkaufsbummel der deutschen Eltern auf einem indischen Markt oder das Groß-Reinemachen der Gastgeber…

Lumiere.net.nz:

…they portray their parents respectfully, but there is an undeniable restraint in how they examine and explore them as subjects.

Hot Country Entertainment - Westler in Indien (Auswahl):

  • 2014, Filmkomödie Bayern in Indien: Beste Chance
  • 2014, Doku Bayerin liebt Inder: Amma und Appa
  • 2012, Sachbuch koloniale Engländer/-innen: The Fishing Fleet, Husband-Hunting in the Raj, von Anne de Courcy
  • 2007, Erzählungen US-Touristen und -Manager in Indien: The Elephanta Suite, von Paul Theroux
  • 2006, Filmkomödie US-Manager in indischem Callcenter: Outsourced
  • 2005, Sammelband Westler schreiben über Indien: India in Mind, Hg. Pankaj Mishra
  • 2004, Semi-Bollywood-Komödie: Liebe lieber indisch (engl. Bride & Prejudice)
  • 2003, Roman krimineller Australier in Indien: Shantaram, von Gregory David Roberts
  • 2002, Sachbuch frühe Kolonial-Engländer: White Mughals, Love and Betrayal in Eighteenth-Century India, von William Dalrymple
  • 1984, Filmdrama um koloniale Engländer in Indien: Reise nach Indien (nach dem Forster-Roman)
  • 1981, Filmdrama englische Exilantin in Kalkutta: 36 Chowringhee Lane
  • 1975, Roman teils koloniale Engländerinnen: Heat and Dust, von Ruth Prawer Jhabvala
  • 1970, Filmdrama US-Autorin in indischer Filmindustrie: Hollywood in Bombay bzw. Bombay Talkie
  • 1924, Roman, Engländer in Indien: Auf der Suche nach Indien, engl. A Passage to India, von E.M. Forster (verfilmt 1984)

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