Die Titelfigur war angesehener, alleinstehender Großhändler auf einer Kapverden-Insel. Nun wird Napumocenos Testament verlesen, und da erzählt er sein ganzes Leben – mit überraschend deftigen Details, die man dem drögen Kaufmann gar nicht zugetraut hätte.
Die Hauptfiguren sind milde Käuze mit ein paar Eigenwilligkeiten, hier und da wird es humorig. Das Fremdartige, Multikulturelle, Tropische der Kapverden spielt keine Rolle, auch gibt es kaum Einblicke in den Lebensalltag. Ethnizität oder Hautfarbe der Hauptfiguren werden nie genannt, doch es sind wohl Portugiesen mit etwas afrikanischem Blut (in der Verfilmung von 1997 haben sie sehr helle Haut; s.u.). Die Geschichte könnte ebenso gut in Mediterranien spielen, in Finnland oder vielleicht Südamerika. Dies ist kaum hot country reading. Etwas Spannung entsteht erst im zweiten Teil der unchronologisch erzählten Geschichte.
Das Buch erinnert vage an den Chile-Roman Mit brennender Geduld von Antonio Skármeta (verfilmt als Il Postino/Der Postmann): Beide Geschichten zeigen mild skurrile Figuren in ihrem eigenen Kosmos auf einer kleinen Insel, beide wurden verfilmt.
Maralde Meyer-Minnemans Übersetzung aus dem Portugiesischen klingt robust und nie „übersetzt“. Die Sprache ist teilweise betulich und umstandskrämerisch, absatzfrei über Seiten hinweg, doch das soll wohl so sein – passend zu den Charakteren, deren fiktive Berichte Autor Almeida wiedergibt (sicher wäre das Portugiesisch-Kreolisch des Originals noch atmosphärischer). Längere Teile der Geschichte werden in der wenig lesefreundlichen indirekten Rede erzählt.
Die Kritiken:
Süddeutsche Zeitung bei Buecher.de:
Wer den Erzählduktus südamerikanischer Romanautoren liebt, die plastisch, humorvoll und mit der Gabe erzählen, sinnliche Wahrnehmung anziehend in Worte zu fassen, der wird an Germano Almeidas Roman „Das Testament des Herrn Napumoceno“ seine helle Freude haben… Ein Thema lässt das nächste aufkommen, wir werden über die Inseln und durch die Geschichte dieses Mannes geführt und lernen durch ihn eine Welt kennen, die fern genug ist, dass man sich dafür interessieren könnte.
The Complete Review (Gesamturteil B+):
Fine, small novel… it rambles pleasantly along… fairly engagingly recounted. Nothing extraordinary, but an enjoyable small read.
- Details zur Verfilmung auf IMDB (Video unten)
- Pressestimmen beim Unionsverlag
- Pankaj Mishra nennt Napumoceno eins der besten Bücher 2004 (Quelle)
- Leserwertung auf Goodreads: nur 3,49 von 5 bei nur 191 Stimmen im Februar 2017
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