Rezension Biografie: Jim Thompson, The Unsolved Mystery, von William Warren (1998) – 5 Sterne

Thailand

Warren beschreibt das Leben des Thai Silk-Unternehmers Jim Thompson (*1906) in drei großen Teilen unchronologisch in dieser Reihenfolge:

  • zuerst das Osterwochendende 1967, an dem Thompson in den malaysischen Cameron Highlands verschwand,
  • dann sehr kursorisch Thompsons frühen Jahre als Architekt und Militär, danach ausführlicher über Thompsons Ankunft in Bangkok 1945, Thai-Innenpolitik, Thompsons Engagement für das Oriental-Hotel und anschließend der Einstieg in Seide und Kunstsammlungen
  • die vielen vergeblichen Suche nach dem verschwundenen Thompson in Malaysia und die zahlreichen, aberwitzigen Legenden und Theorien, sämtlich unbewiesen und mit Schwächen

Warren – loser Freund Thompsons in Bangkok seit 1960 und erfahrener Thai-Buch-Autor – schreibt betulich und langatmig. Frauen nennt er oft mit dem Namen ihres Mannes, z.B. “Mrs. William R. Bond”.

Eine erste Thompson-Biografie hatte Warren bereits 1970 veröffentlicht, drei Jahre nach dem Verschwinden der Hauptfigur (diese Fassung erzählt Richard West in seinem Thailand-Buch nach). 1998, als alle Hauptbeteiligten verstorben waren, sah Warren die Zeit für eine offenherzigere Aktualisierung des vorhandenen Texts gekommen. Er lässt jedoch weiterhin einige Gesprächspartner anonym.

Thompsons Ehe in den Kriegsjahren erscheint nur ganz am Rand. Warren interessiert sich weit mehr für Politik und Seide als für Persönliches; Thompsons Liebesleben in über 20 Jahren Thailand tut er mit einem Absatz ab. Im dritten Teil gibt er den absurden Bemühungen von westlichen und östlichen Hellsehern viele Seiten, ohne dass sie irgendetwas erreichen, ebenso schildert Warren völlig vergebliche Suchmissionen extensiv. Er diskutiert die verschiedenen Theorien ad infinitum. Das Ganze fühlt sich nicht wie eine runde Biografie an.

Warren erwähnt immer wieder Thompsons Briefe und seine laotischen und thailändischen Freunde; doch er zeigt oder zitiert keinen Brief direkt (mit Ausnahme eines geschäftlichen Schreibens an die Siam Society) und nennt kaum einen der asiatischen Freunde auch nur beim Namen. Im Bildteil erscheinen Thompsons Freunde oder Briefe auch nicht, dafür sieht man mehrfach Thompsons berühmtes Haus in Bangkok – das man leicht auch andernorts findet. Ein rundes Dutzend potentiell sinnentstellender Tippfehler rundet das Buch ab.

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