Rezension Reiseführer: Lonely Planet Iran (2012) – 8 Sterne

Wo luncht der Bazaari? Wo holen die Alteingesessenen Eiscreme und Reiscreme (Bastani und Faludeh)? Zu welcher Tageszeit leuchten die Buntglasfenster in der Moschee auf?

Gutes Hilfsmittel:

Diese und 1000 andere Fragen beantwortet der Lonely Planet zuverlässig wie fast immer. Das Buch erschließt das Land bestens und hilft bei der selbständigen Iran-Erkundung enorm. Sinnvolle Beratung zudem für Visum-Verlängerung und Verkehrsmittel, auch die Hotel- und Restauranttipps haben mir gefallen.

Bis hierhin würde ich Höchstnote geben, zumal der Bradt-Guide im Vergleich bitter enttäuscht. Doch auch der Lonely Planet für den Iran offenbart deutliche Schwächen:

Das neue 2012er-Layout wirkt im Einstiegsteil bunter, weniger übersichtlich und magazinartiger. Die neu gestalteten Stadtpläne sind eine Katastrophe: Früher kannte man sich dank klarer LP-Pläne sofort am Ort aus; die neuen Pläne wirken wie zittrige Leiterbahnentwürfe, die genaue Lage von Hotels oder Sehenswürdigkeiten lässt sich nur raten.

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Schlechte Stadtpläne:

Zum Beispiel ist der Yazd-Plan völlig unbrauchbar, aber die anderen bringen auch kaum mehr Nutzwert. Das hat im Verlag kein Mensch mal unter praktischen Gesichtspunkten geprüft. Mein Tipp: Navigation per Handy mit Offline-Karten oder den Online-Kartendienst iranischer Mobilgesellschaften nutzen – dann verläuft man sich auch im Bazaar-e Bozorg nicht mehr.

Ungewöhnlich: Wegen des drastischen Währungsverfalls bekommt man im Iran deutlich günstigere Preise, als sie der Reiseführer angibt. Zumindest im Zentraliran liefern die Autoren viele Spartipps für öffentliche Verkehrsmittel à la “drei Blocks mit dem Sammeltaxi, dann zwei Blocks zu Fuß nach Norden und hinter der Tankstelle…” – doch momentan ist für Nicht-Iraner ein privat gemietetes Taxi “dar baste” fast so günstig früher ein Sammeltaxi.

Das Farsi-Sprechbuch aus dem selben Verlag ist eine nützliche Ergänzung.

Nachtrag 2014:

Im Mai 2014 war ich nach 2012 zum zweiten Mal touristisch im Iran, diesmal in anderen Gegenden. Zum Lonely Planet von 2012 gab es da noch keine aktualisierte Neuauflage, die soll erst 2016 kommen (allerdings erscheint 2014 ein LP zu Middle East einschließlich Iran).

Doch auch 2014 leistete der 2012er-LP meist sehr gute Dienste, kaum ein Eintrag war veraltet. Ich habe mit Erfolg auch LP-Stadtpläne genutzt, über die ich in der Hauptkritik oben so lästere. Einige Hotels im NW-Iran hat der LP jedoch viel zu gut bewertet – man sollte nicht zu viel erwarten.

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Zum Iran-Bradt 2014:

Mittlerweile gab es von Bradt eine 2014er-Neuauflage des zuvor so wenig brauchbaren Iran-Guides, die ich auch mitgenommen habe. Aber auch der 2014er-Bradt enthält immer noch weit weniger praktische Information als der LP (vor allem Hotel- und Restaurant-Empfehlungen); die langen, gelehrten Absätze ermüden. Man kann auf den Bradt auch verzichten.

Verblüffend: Im NW-Iran liefert der LP eine falsche Hotel-Telefonnummer, das passiert nur sehr selten. Unter dieser Nummer erreichte ich jedoch eine perfekt anglophone Iranerin, die mir sofort die korrekte Hotelnummer durchgab – das war mit die effizienteste Kommunikation, die ich im Iran hatte, und ich musste keinen Tee trinken.


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