Kritik Kinokomödie: Das Mädchen Rosemarie (1958, mit Nadja Tiller, Mario Adorf) – 7 Sterne – mit Videos

Was sind die Herren Generaldirektoren und Industriebarone doch für lächerliche Hurenböcke in dieser frechen Schwarzweißsatire von 1958. Mit schwarzen Benzen und unerträglich selbstgefälligem Mundwerk walzen sie im spöttisch choreografierten Gänsemarsch durch die deutsche Wirtschaftswunderkulisse. Sie verfallen verständlicherweise dem hinreißenden Callgirl, das Nadja Tiller mit Verve und konservativem Sexappeal auf die Leinwand stöckelt. Das ist alles sehr dick aufgetragen, teilweise zu pompös, aber es macht Laune – auch wegen des fast blasphemischen running gags auf Kosten eines standing Religionsapostels. Einige chansonesk-dreigroschige Singspiele verstärken den Kleinkunstcharakter der Inszenierung.

Nadja Tiller beherrscht den Film souverän vom Anfang bis zu seinem und ihrem Ende. Aber es gibt noch viele andere Charakterköpfe. Ich meine weniger den jungen Mario Adorf fast mit Babyspeck, eher Carl Raddatz, Gert Fröbe und Hubert von Meyerinck (Regie Rolf Thiele, Buch Rolf Thiele, Erich Kuby u.a.).

Der Film überrascht neben der losen Hauptfigurmoral und dem Hohn über die Stützen der Gesellschaft auch durch interessante Kameraeinstellungen mit Nahaufnahmen und überraschenden Perspektiven – insgesamt gar nicht das, was man von einem 1958er Jahrgang erwartet. Doch die Satire ist sehr übertrieben, das Hobbymafiatrio stilisiert sich selbst als Vorortbänkelsänger, darum wirkt das Ganze nicht sehr ernst. Der Stoff wurde 1996 mit Nina Hoss und Heiner Lauterbach erneut verfilmt.


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