Historien-Bollywood: Jodhaa Akhbar (2008, mit Hrithik Roshan, Aishwarya Rai) – mit Video – 4 Sterne

Wieder mal ein völlig humorloser, platt pathetischer Schinken von Swades-Lagaan-Oberlehrer Ashutosh Gowariker.

Nachteile des Films:

  • viel mackerhaftes Getue der grotesk schnauz- und vollbärtigen Könige, Krieger und Mullahs – reichlich affig und blasiert, vor allem bei den holzgeschnitzten Bösewichten
  • die einzig humorvollen Szenen wurden herausgestrichen (die “Mahesh Das”-Episoden aus den nicht verwendeten Filmteilen: die zweite Episode endet sogar mit allgemeinem Lachen bei Hof, und natürlich entfernte Gowariker ausgerechnet diese heiteren Elemente)
  • die Kameraarbeit überzeugt nicht, erscheint oft plump dramatisierend, es gibt wesentlich schöner gefilmte Historienfilme (u.a. Devdas (2002), Meenaxi, Paheli)
  • die Kulissen wirken reichlich “Kulisse”, die wenigen Computertricks billig
  • Schönheitskönigin Aishwarya Rai Bachchan wird nur gelegentlich gut getroffen und bezaubert zum Beispiel in Devdas (2002) viel mehr (in einer nicht im Hauptfilm verwendeten Szene von Jodhaa Akhbar läuft Aishwarya Rai Bachchan einen offenen Palastgang entlang, es wirkt wie eine Anspielung auf Devdas, nur deutlich ärmlicher)
  • weit über drei Stunden lang
  • Milchbart Hrithik Roshan überzeugt nicht als grimmiger Herrscher, er spielt besser romantische Jünglinge in moderner Zeit
  • Rai Bachchan wie auch Hrithik Roshan können besser tanzen als schauspielen; in diesem Film dürfen sie jedoch nur schauspielen
  • Botschaften wie “religiöse Toleranz!” oder “Gerechtigkeit!” kommen allzu platt herüber (denn Oberstudienrat Gowariker hat aus seinen Swades-Fehlern nicht gelernt)
  • die Liebesgeschichte bleibt blass (wie in Swades)

Pluspunkte gibt’s aber auch:

  • königliche Musik von Oscar-Preisträger A.R. Rahman (wenn auch fast manipulativ aufwühlend)
  • sehenswerte Massentänze gegen Ende
  • sanft intensive Augen-Blicke entstehender Verliebtheit
  • gelegentlich schön ausformulierte, historisierende Dialoge

Der hochgelobte, vielfach ausgezeichnete Streifen (nur in Rajasthan teils boykottiert) erinnerte mich fast an die grobmotorischen Bollystreifen der 70er und 80er mit ihrem platten Gut-Böse (z.B. Ram Lakhan). Nur dass Jodhaa Akbar gänzlich spaßfrei, ohne Selbstironie und Lässigkeit, mit verschwitztem Bombast auftrumpfen will.


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