Filmkritik: Shopgirl (2005) – 6 Sterne – mit Video

Die nette, einsame Verkäuferin (Claire Denis) steht plötzlich zwischen zwei Männern: einem superreichen silbernen Löwen und einem pubertären Fachmann für Gitarrenverstärker. Keiner ist jedoch so recht verbindlich. US-Multitalent Steve Martin schrieb die zugrunde liegende Novelle (die es auch auf Deutsch gibt), das Drehbuch und spielt auch noch den silbernen Löwen.

Daraus entsteht eine interessante Geschichte über kontrollierte Gefühle und unterschiedliche Erwartungen in Los Angeles, hinreißend gefilmt von Kameramann Peter Suschitzky (Regie Anand Tucker).

Bei näherem Hinsehen hatte ich doch einiges zu bekritteln:

  • Der superreiche silberne Löwe mit Luxusvilla und Privatflugzeug wirkt eher wie ein Konzept als wie ein Mensch aus Fleisch und Blut (laut Peter Travers beim Rolling Stone spielt Martin seine eigene Wachsfigur); abgeschwächt gilt das auch für seinen Rivalen, den Gitarrenverstärkerfachmann (Jason Schwartzman), der zudem eine wenig glaubhafte Wandlung durchmacht
  • Claire Denis spielt mal lakonisch-selbstsicher, dann ringelt sie sich heulend im Bettchen – was nun? Vorübergehend hört man, dass sie Psychopharmaka nimmt, aber die spielen nur fünf Minuten lang eine Rolle und verschwinden dann aus der Handlung
  • Das Drama kippt zweimal vorübergehend in eine fast flache Komödie (eine Personenverwechslung mit wichtigen Konsequenzen und Liebesschwüre, die aus einem Ratgeberbuch gelernt werden)
  • Ganz überwiegend erzählt Steve Martin aus der Sicht der Verkäuferin; die wenigen Szenen aus Sicht ihrer Verehrer wirken wie ein Bruch
  • Gelegentlich erklärt eine tiefe Stimme aus dem Off briefkastenonkelartig die Gefühle der Protagonisten und erschlägt damit die Gedanken der Zuschauer

Assoziationen:

  • junge einsame Verkäuferin in schickem Kaufhaus wird von reicher einsamer Kundschaft zum Essen eingeladen und dann zur Affäre, das erinnert an den Roman Carol und dessen Verfilmung
  • reicher Millionär und Geschäftsmann mit jüngerer, weniger begüterter Frau, das lässt u.a. an Sex and the City und an Pretty Woman denken
  • auch für die Hollywood-Satire Bowfingers große Nummer schrieb Steve Martin das Drehbuch und spielte die Hauptrolle – beides vergnüglicher als beim Shopgirl


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