Filmkritik: Happy. Mein Vater, die Thaifrau und ich – 5 Sterne – mit Video

Deutscher Hobbybauer (60) heiratet Thaifrau (32). Das erzürnt die Hobbybauertochter (31, Regisseurin Carolin Genreith und dritte Hauptfigur in dieser ihrer Dokumentation). Die Tochter kennt Thailand nicht, sie kennt die Thailänderin nicht – doch in den ersten 40 Filmminuten überschüttet sie ihren Vater mit selbstgerechten Vorurteilen. Was sie sich nicht vorstellen kann, darf nicht sein – beziehungsweise, es muss so sein, wie sie es schaudernd und falsch imaginiert. (Von der Webseite zum Film: “Die Tochter denkt: Oh Gott, ist mein Vater jetzt ein Sextourist?” Dabei weiß sie selbst, dass Vater und Thaifrau sich nicht im Vergnügungsviertel kennenlernten.)

Erst nach 40 Minuten zeigt die Dokumentation erstmals Thailand, Thaifrau und Thaifamilie. Auch hier wirkt die mitgereiste Regisseurin Carolin Genreith in ihrem eigenen Film stets wie ein Fremdkörper, missbilligend, ungläubig, verkrampft, säuerlichen Blicks. Sie führt ihren Vater regelrecht vor.

Der aber hat gar nichts gegen seinen Auftritt, lässt sich bereitwillig filmen, redet sehr offen und gern auch kontrovers in die Kamera, verschweigt Seelisches, Konflikte und Bedenken nicht, ebenso wenig seine Außenseiterrolle in DE. Er spricht übrigens einiges Thai. Der Film endet mit der Hochzeit in Thailand. Da kann die Zukünftige auch schon etwas Deutsch.

Eine gewisse Rolle für das Leben der Hauptfiguren spielen auch die Schwester der Thaifrau und die erste Frau des Hobbybauern, die Mutter der Regisseurin – beide erscheinen nicht im Film, ein Mangel (über ihre Mutter hatte Genreith zuvor die Doku “Die mit dem Bauch tanzen” gedreht). Und: Der Film zeigt zunächst Vater Genreith allein in Deutschland, dann mit Thaifamilie in Thailand; doch die Thaifrau in Deutschland sehen wir nicht.

Der Film hat zuviel Musik, die zudem oft unpassend klingt und die falsche Stimmung erzeugt. Die Klänge der thailändischen Isaan-Region wurden offenbar von europäischen Musikern erfolglos nachempfunden. Der größte Mangel aber ist die aufdringliche Präsenz der sauertöpfischen Regisseurin.

Freie Assoziation:


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1 Kommentar zu „Filmkritik: Happy. Mein Vater, die Thaifrau und ich – 5 Sterne – mit Video“

  1. Gestern lief diese Dokumentation auf 3sat. Erst war ich skeptisch, nach und nach fand ich sie aber immer besser gelungen. Sicherlich ist der Film nicht perfekt, aber er wirkt ehrlich und authentisch. Die skeptische und anfänglich so distanzierte Tochter, die sich nicht zuletzt auch Sorgen macht über ihren Vater in der ihr so fremden Ferne. Die Thaifrau und ihre Gedanken, in denen die Familie klar im Mittelpunkt steht. Der Protagonist selbst, der anfänglich bestenfalls ein Kopfschütteln auslöst… In gewisser Weise erzählt der Film eine familiäre Annäherung in Schritt – und das braucht Zeit. Sowieso wirkt der Film sehr familiär und garade dadurch im Verlauf mehr und mehr sypathisch. Die Filmemacherin nähert sich dabei behutsam Ihrer neuen Stieffamilie, wie auch ihrem Vater. Sehr schön gegen Ende des Films auch der Gedankenaustausch mit dem Nachbar-Farang im Dorf. Wir blicken hier letztlich auf ein Lebens- und Liebeskonzept, das uns fremd ist, das aber im Film sehr gut vermittelt wird. Offen bleibt die Frage, wie Vater Genreith längerfristig mit diesem kulturellen Unterschied zurecht kommt. Dass er sich schon sehr bald von dem Gedanken löst, diese ach so heimat- und familienverwurzelte Frau in ein ihr völlig fremdes Deutschland zu holen, finde ich durchaus anerkenneswert. Und wer weiß: vielleicht kann er sich doch in ein solch einfaches Leben in so einfacher Umgebung integrieren und dort nachhaltig sein spätes Glück finden. Seine Frau zumindest hat es schon…

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