Filmkritik Auswandererdrama: Nirgendwo in Afrika, Regie Caroline Link (2001) – 6 Sterne – mit Video

Die jüdische Kleinfamilie Redlich wandert 1938 von Nazi-Deutschland nach Kenia aus, muss Eltern und Geschwister zurücklassen. Der Film zeigt die familiären Spannungen unter den neuen Bedingungen.

Die Geschichte kümmert sich nicht um Politik, Katastrophen oder Kolonialismus, sondern nur um drei, vier Hauptfiguren im kleinen Kreis und ohne existentielle Probleme. Der Film basiert auf dem Bestsellerbuch Nirgendwo in Afrika (1995), in dem Stephanie Zweig ihre eigene Kenia-Kindheit beschrieb, und erhielt 2003 den Auslands-Oscar (alle Literaturverfilmungen auf HansBlog.de).

Das beste am Film sind die Bilder – allerschönste Postkarte, nein Kino: sie kommen auf der großen breiten Wand am besten heraus. Allerdings wirkt alles auch sehr arrangiert, zu tropenklischiert, Kulissen erscheinen zu malerisch, das Leinen zu frisch gewaschen und naturgefärbt, die Bartstoppel zu präzis unrasiert.

Zeitweise drückt die Regisseurin auf die Tränendrüse, vor allem gegen Ende, doch die Inszenierung lässt jederzeit kalt. Der Film läuft über 140 Minuten sehr ruhig durch, langweilig wurde mir nicht.

“Ein überproduzierter Kraftakt…” – und andere Kritikerstimmen:

  • Rotten Tomatoes: 85 % Prozent Kritikerzustimmung (mit englischen Zitaten)
  • Metacritics: 72 von 100 Kritikerpunkten (mit englischen Zitaten)
  • IMDB: Publikumsschnitt 7,7 von 10 (Frauen allein 7,9; 10.031 Stimmen im April 2015)

Die Zeit:

Ein überproduzierter Kraftakt, der sich an seiner Größe verstolpert

Frankfurter Allgemeine Zeitung:

Es gibt viele anrührende Momente in dieser Geschichte, und meist gehören sie der Tochter des Paares…. Wie bei so vielen deutschen Filmen scheint man hier die Rohfassung verfilmt zu haben. Wo waren die Skript-Doktoren? Und es wird oft viel dahergeredet („Versprich mir, dass wir das zusammen durchstehen!“). Trotzdem ist „Nirgendwo in Afrika“ kein schlechter Film. Mit etwas mehr Geschick hätte er aber auch ein guter werden können.

Artechock.com, Rüdiger Suchsland:

Die Regis­seurin versteht es, mit Hilfe der geschmeidig fließenden Kamera Gernot Rolls, mit Ãœberblendungen, mit knappen, präzisen Bildern, ihre Zuschauer schnell ins Geschehen hineinzuziehen. Dabei ist Links Kino zwar wie bisher emotional, aber doch kühler, zurückgenommener geworden. »Spröder« findet die Regis­seurin selbst ihren Film, erwach­sener und »weniger lieblich« den Blick… Es gibt keine »Safaribilder«, keine wilden Tiere, und keine kettenrasselnden Eingeborenen. Vielmehr bewältigt Link die Aufgabe vorzüglich, Fremdheit und Anders­sein einzufangen, ohne in Klischees zu verfallen – weder als arme Ausgebeutete, noch als glückliche Primitive erlebt man die Kenianer, sondern als normale Menschen, die eben anders sind… wirken einige Szenen mitunter zu sehr aneinandergereiht, zu illustrativ, als ob nur etwas schnell bebildert werden darf, was ausführlicher gezeigt werden müsste…. es gehört zu den angenehmsten Erfahrungen beim Ansehen von Nirgendwo in Afrika, dass hier wirklich intensives Kino gelungen ist und kein verkapptes Fernsehen.

Schnitt.de:

Da rasen die Hubschrauber über die Steppe, da kreisen die Steadycams, da sausen die Kräne hernieder, da wummern die Trommeln der Massai aus den Surroundsoundsystemen; schöne Bilder von der grandiosen Kulisse Kenias entstehen so auf jeden Fall… Große Gefühle! Ein Epos! Nach einer wahren Begebenheit! In Farbe und in Stereo… unterhaltsam oder gar mitreißend wird die Geschichte durch den ganzen Aufwand nicht… nicht groß erzählt, nur zäh und lang, und überflüssig laut.

Variety:

Effortlessly entertaining across almost 2½ hours… it’s not so much about the well-ploughed subject of Jewish persecution as about a family torn from its roots and a young girl growing up in a Nowhereland… there’s a real cinematic sweep to the widescreen lensing by Gernot Roll and symphonic score by Niki Reiser… their dialogue is sometimes too arch and issue-driven to convey the couple’s attraction

Guardian, Peter Bradshaw:

A reasonable and inoffensive yarn from Germany with resemblances to Out of Africa. It can’t make up its mind if it’s a grown-up wartime drama or storybook for children… BBC teatime-serial quality.

Roger Ebert:

It is so rare to find a film where you become quickly, simply absorbed in the story. You want to know what happens next… although there are dramatic high points (such as a fire and a plague of locusts), they are not interruptions but part of the rhythm of African life

New York Times:

Leisurely warmhearted chronicle of an upper-class Jewish family that flees Nazi Germany to start life over in Kenya… too rambling to cohere as a historical epic, and it lacks the romantic heft of a film like ”Out of Africa.” But despite a shaky narrative focus and dramatic reticence, its journey is consistently absorbing. As its events pass before your eyes, the movie suggests an episodic diorama whose attractive, complicated characters are held discreetly at arm’s length… a stock National Geographic stereotype of gentle, noble tribespeople living harmoniously with nature and viewing the European arrivals with an affectionate amusement… a handsome film that lends both the landscape and the colonial life the elegance of a coffee-table picture book… basks in the illusion that the past was so much prettier than the present

Los Angeles Times, Kenneth Turan:

Caroline Link (who previously directed the Oscar-nominated “Beyond Silence”) has taken a story that could have drowned in sentiment and turned it into an emotionally complex scenario laced with poignancy and conflict, urgency and compassion… “Nowhere in Africa’s” other great asset was its decision to have director of photography Gernot Roll shoot the film in logistics-challenged Kenya, where it took place, rather than the cozier but more generic environs of South Africa. Link believes that specific, non-duplicable details are essential to creating a sense of place, and the way the bleak, terrifying and finally exhilarating vistas of Kenya come alive on screen just as they did for the Redlichs shows how right she is.


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