Rezension Ehe-Doku: 112 Hochzeiten – 112 Weddings (2014) – mit Trailer – 7 Sterne

Dokumentarfilmer Doug Block filmt auch Hochzeiten im Kundenauftrag, 112 Ereignisse bis jetzt. In seiner Dokumentation 112 Weddings (112 Hochzeiten) zeigt Block neun US-amerikanische Paare – bei der Hochzeit, und dann noch einmal drei, 14 oder 19 Jahre später im Gespräch auf der heimischen Couch.

Das sind reizvolle Vergleiche: erst die jungen Brautpaare, und dann die gestressten Eltern viele Jahre später, samt Kindern. Block zeigt kurz eine lesbische Ehe und wir lernen auch Geschiedene kennen – zunächst die Hochzeit, dann die Einzel-Statements von Mann und Frau. Es gibt jedoch keine Damals-Heute-Vergleiche mit Bildern aus beiden Zeiten nebeneinander.

Alle Paare in dieser Doku sind gutsituiert, meist weiß, die Hochzeiten wurden mit viel Aufwand inszeniert. Die Ehepaare reden recht offen über Probleme, Filmer Block hält sich als Interviewer sehr zurück.

Manche Paare zeigen schon auf dem Hochzeitsvideo stolz Plastiktüten voller Antidepressiva und eine Psychoanalytikerin vor. Eine andere Frau erscheint auf dem Hochzeitsvideo brillant, witzig, geistreich, lebhaft. Fünf Jahre später ist sie zwar noch verheiratet, leidet aber auch an Depression und Minderwertigkeitsgefühl und sitzt reglos in sich versunken.

Kleinere Schwächen:

Gelegentlich lässt Block weniger interessante Figuren zu lange reden und die Minuten über ein Paar, das erst in der Jetztzeit des Films heiratet, also keine Nachgeschichte bieten kann, wirken auch überflüssig. Mitunter ist die Mimik ohne Reden sehr reizvoll, doch Block schneidet zu schnell weg, wenn seine Gesprächspartner nicht auch etwas sagen.

Der Filmemacher liefert keine Statistik, wie viele seiner 112 Paare noch zusammen sind. Ich habe die Arte-Ausstrahlung gesehen, in der die US-Stimmen meist von deutschen Stimmen überlagert waren. Weit lieber hätte ich O-Ton und Untertitel gehabt, aber das ließ sich bei meiner Sat-Aufzeichnung nicht einrichten (nur ein französisches Voice-over hätte ich haben können).

Rezensionen:

  • “Vor allem aber weist Block empirisch nach, wie wenig hilfreich romantische Verklärung ist – ach, mehr noch: geradezu gespenstisch” (Süddeutsche Zeitung, Susan Vahabzadeh)
  • “Man hört viel von unerfüllten Erwartungen, auch von Naivität, von Babys, viel Arbeit, Krankheiten, Depressionen und Suizidgedanken” (FAZ)
  • “Result is more a series of entertaining parts than a substantial whole. But it’s smoothly assembled, with a solid tech package and lively pace” (Variety)
  • “Much of the present-day discussion is not terribly enlightening … More interesting is reading the body language” (New York Times)

Links meist auf Englisch:


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