Deutsche Büro-Doku in der Rezension: Work Hard – Play Hard (2012) – mit Trailer – 7 Sterne

Eine bestechende Bildsprache: Immer wieder breite Totalen. Langsame Kamerafahrten durch langweilige, sterile Büros, die nach einiger Zeit unerwartet ein interessantes Detail zeigen. Weit seltener Schnitte als in anderen Filmen.

Graue Welt:

Fast alles ist hellgrau, dunkelgrau, eierschalenweiß – nicht nur die Möbel, Teppiche, Fassaden und Wände, sondern auch die Kleidung der Akteure, die Rede der Akteure, vielleicht auch ihr Denken und Fühlen. All das wirkt kühl und faszinierend bedrohlich; völlig unnötig, dass Regisseurin Carmen Losmann da gelegentlich noch einen dramatischen Hintergrundton einbaut (die gesamte Anmutung erinnert deutlich an den Spielfilm Unter dir die Stadt).

In der Leere und Kälte der seelenlosen Kulissen hallen die hohlen Sätze der Manager wider – lauter überflüssige Abstrakta, Anglizismen und Schönfärberei. Letztlich geht es ums Manipulieren untergeordneter Kollegen – durch Worte und durch Heißgetränke am “Coffee Point”. Viele Akteure wirken entpersönlicht, funktional, effizienzoptimiert, fast wie Roboter. Ein impulsives Lachen erscheint störend.

Erst kommt die Arbeit:

Ich fragte mich, wo der Film von 2012 “Play Hard” zeigt. Vielleicht meint Losman (die auch einen Bachelor in Marketing hat) damit das Motivationstraining: eine Belegschaft muss mit Augenbinden durch einen unterirdischen Gang kriechen, um die Erfahrungen dann zum Wohl der Firmenbilanz umzusetzen. Der Motivationstrainer überwacht die Kriechenden per Monitor.

Diese Belegschaft musste sich zuvor im deutschen Wald von Bäumen abseilen. Die mickrigen, kranken Gewächse wirken so wenig lebendig wie die Büros und manche ihrer Bewohner.

Offenbar hat Losmann zumindest einige der Dialoge nachgestellt. Dennoch war der Film, neben seiner ästhetischen und sozialen Aussage, für mich ganz banal auch ein Einblick in eine fremde, fremde Welt.


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