Harry Hermann Schmitz (1880 – 1913) schreibt Alltagsszenen: die Familie beim Kaffee, der tropfende Füllfederhalter, der Umzug. Die Geschichten beginnen spießbürgerlich banal und weiten sich bald ins Groteske und Fantastische: Figuren gehen auf den…
Der Autor beschreibt überwiegend Paare lang vergangener Jahrhunderte oder Sagenfiguren. Und er beginnt seine Geschichten drög und unübersichtlich mit Rückblick und Verallgemeinerung. Aus diesen zwei Gründen habe ich die systematische Lektüre bald abgebrochen und…
Fazit: Auf etwa drei Buchfünfteln erzählt Botan eine spannende Geschichte: Ein chinesischer Habenichts baut sich ab 1945 ein Leben in Bangkok auf, gründet Geschäft und Familie. Botan liefert tiefe Einblicke, pfiffige Dialoge und verblüffende…
Geschichtsprofessor Michael Wolffsohn hat eine fulminante wahre Geschichte an der Hand: seine Großeltern, gutsituierte Deutschjuden, fliehen 1939 aus Deutschland nach Palästina und kehren schon 1949 zurück nach Berlin. Doch Wolffsohn kleistert sein 3-Generationen-Narrativ mit…
Fazit: Die ersten drei Viertel spielen auf dem Land und bereiten viel Freude: Deftiges Bairisch, scharfzüngige Dialoge und schöne Beobachtungen, wenn „die Bauern ((…)), die Jungen und die Dienstigen“ interagieren, ganz zu schweigen von…
Dieses Buch bietet genug Anlässe, es aus dem Fenster zu werfen: eine kitschig-idyllische oberbayerische Kindheit mit Karikaturdörflern; das Personal ein krasses Schwarzweiß aus bösartigen Monstern (u.a. die Mutter der Ich-Erzählerin) und Herzensguten (viele Fremde,…
Zwar ist man hier in vertrautem Lena-Christ-Land: auf dem oberbayerischen Dorf, mit all seinen Käuzen; und – bei Lena Christ – natürlich mit unehelichen und Pflegekindern. Doch die Geschichte spielt großteils schon um 1800,…
Lena Christ erzählt viele kurze, unverbundenene, humoristische Anekdoten vom Dorf um 1918. Sie schwafelt nicht lang rum, sondern schreibt zackig knapp über ihre typischen Themen vom Bauernstand: Pokern und Schachern um die geldigste Hochzeiterin;…
Fazit: Lena Christ liefert kurze, lebensnahe Vignetten voller Dialog aus den ersten Monaten des ersten Weltkriegs in München und auf dem Dorf – mal kabarettistisch, mal herzerwärmend, gelegentlich beklemmend; schlicht, und doch pfiffig, jedenfalls…
Lena Christ (1881 – 1920) erzählt 16 Sehrkurzgeschichten aus Kinderperspektive. Dabei gibt’s manchmal eine ganze Kinderschar, die untereinander oder mit den Großen Schabernack treiben. Öfter agiert die Ich-Erzählerin allein unter Erwachsenen oder sie erzählt…
Ludwig Thoma (1867 – 1921) schreibt kurze nüchterne Geschichten. Es gibt keine deftigen Schenkelklopfer und kaum deftiges Bairisch, auch kein deutlich bayerisches Ambiente. Ich-Erzähler Ludwig ist immer wieder verwickelt in: Steine durch Fensterscheiben; hinterhältige…
Zwei der sechs Geschichten erinnern deutlich an Ludwig Thomas Lausbubengeschichten von 1905 (diesmal Schießpulver in Vogelkäfig; Eier, Spucke und Kartoffeln auf Leute; Luftgewehr auf Spiegel). Die vier anderen Geschichten erzählen vom Aufenthalt der jungen…
Die Geschichte kommt langsam in Fahrt, die Dörfler unter sich praktizieren zu viel (so Thoma) „ländliche Wohlhäbigkeit“. Doch sobald die ersten auswärtigen Sommerfrischler im hinterwäldlerischen Altaich aufschlagen, beginnt der interkulturelle Spaß. Da treffen großspurige…
Der Halleluja schmetternde Dienstmann Aloisius ist nur einer von vielen Käuzen in dieser Sammlung kurzer, knackiger Satiren. Ludwig Thoma (1867 – 1921) karikiert Spießbürger, Feministinnen, wackere Soldaten, verschnarchte Juristen und Obrigkeitshammel mit kräftigem Strich…
Autobiografien sind meist fad, denn sie liefern einseitige Sicht, klingen womöglich selbstgerecht und verzichten auf historischen Kontext. Wen locken schon hunderte Seiten Alice Schwarzer über Alice Schwarzer. Viel lieber lese ich nicht autorisierte Biografien…
Fazit: John Richardson erzählt recht leger, oft sarkastisch, meinungsfreudig und immer kurzweilig – nie wird er blasiert, langatmig, professoral. Richardson setzt kulturgeschichtliches Wissen sowie Fremdsprachenkenntnisse voraus. Weil Richardson ab den 1950er Jahren ein Freund…
Biograf Patrick O’Brian schrieb viele erfolgreiche historische Romane. Auch seine Picasso-Biografie liest sich wie eine genüssliche, geruhsame Erzählung – recht lebendig, sprachlich solid, nie dramatisierend. Zwar berichtet O’Brian chronologisch, doch gern schweift er auch…
Wilfried Wiegand (*1966) war einst Redakteur bei Welt, Spiegel und FAZ. Wie von rororo-Monografien gewohnt, beschreibt Wiegand Pablo Picassos Leben nüchtern, überwiegend gut les- und nachvollziehbar, meist ohne Schwulst (also anders als Ingo F.…
Der großformatige, biegbar gebundene Band erinnert an ein teures, dünnes, exklusives Farbmagazin. Die Urheberschaft ist mir nicht völlig klar. Laut Impressum: Ingo F. Walther: scheinbar Hauptverfasser, aber auch mitverantwortlich für Produktion, Typographie und Herstellung…
Volkmar Essers schildert nur Kunsthistorie und kommentiert detailliert den Aufbau einzelner Bilder. Er bespricht scheinbar die bekanntesten, meistdiskutierten Matissewerke, die meist auch groß in dem schmalen Buch erscheinen. Allerdings zeigt Essers das 2,38m breite,…
Fazit: Joseph Conrad (1857 – 1924) präsentiert in fünf frühen Kurzgeeschichten äußerst gemischte Themen, Kulissen, Stile und Wortzahlen – vielleicht nicht ideal für einen Kurzgeschichtenband, aber zu ähnlich sollen die Geschichten ja auch nicht…
Fazit: Es klingt, als hätte Joseph Conrad (1857 – 1924) seinen Erstlingsroman schnell rausgehauen, atemlos, seitenlang kein Absatz, kein Dialog, Zeitsprünge, Fokus- und Szenenbrüche, wichtige Aspekte aufgeregt wiederholend. Aber der Plot läuft meist zügig…
Anders als Kästner-Biograf Klaus Kordon erzählt Sven Hanuschek Kästners Leben nicht nur nach dessen eigenen Veröffentlichungen – Hanuschek spricht auch mit Nachfahren, sichtet Archive und Melderegister, findet Fehler und Auslassungen in den Memoiren von…
Klaus Kordon schreibt meist sehr eingängig und lebendig, teils fast romanhaft, auf nur rund 300 luftig bedruckten Seiten Haupttext (plus kurzer Anhang), ohne dass es aufdringlich nach Jugendbuch klingt. Und Kordon flicht – prima…
Friede, Freude & auch Eierkuchen herrschen in Neustadt, Berlin & auch in Korlsbüttel: Penetrant harmonisch geht’s zu zwischen Jung und Alt, zwischen Arm und Reich in diesem Sequel zu „Emil und die Detektive“. Zwei…
Erich Kästner (1899 – 1974) zeigt den betont gutherzigen – heute sagt man: achtsamen –, aber auch pfiffig-ironischen Emil Tischbein und seine betont gutherzige, aber auch pfiffig-ironische Mutter. Immer wieder baut Kästner kleine, fast…
Warum schreiben deutschsprachige Autoren plötzlich lauter Romane nach historischen Figuren? Diese waren es mindestens im Jahr 2020: Robert Seethaler Gustav Mahler ersch. 17.8.2020 Christian Schulteisz Wense 20.2.2020 Christine Wunnicke al-Lahuri, Niebuhr 25.8.2020 Michael Kumpfmüller…
Biografin Errol Trzebinski lebte zumeist in Kenia und schrieb vor dieser Biografie andere Kolonialkeniabücher – so berichtet sie hier nicht nur detailliert Beryl Markhams Leben, sondern flicht auch viel Lokolkolorit ein wie: In Nairobi…
Fazit: Diese Biografie einer starken, abenteuerlichen und oft unsympathischen Frau ist flüssig geschrieben und offenbar gründlich recherchiert. Nur gelegentlich schweift Biografin Mary S. Lovell zu weit ab (zu Randfiguren, Rennpferden, Kleinflugzeugen und Königshaus) und…
Ich kenne die Beryl-Markham-Biografien von Mary S. Lovell und Erroll Trzebinski. Autobiografien wie diese von Beryl Markham über sich selbst lese ich normalerweise gar nicht, weil sie mir zu einseitig sind. Laut Biografinnenmeinung stimmt…
Fazit: Journalist James Fox schreibt ungewöhnlich flüssig und gut lesbar, dabei sehr klar und nachvollziehbar (jedenfalls im engl. Original, ich hatte die 1998er Vintage-TB-Ausgabe; die Eindeutschung von rororo kenne ich nicht). Allerdings ist die…
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