Rezension Bollywood-Oldie: Aradhana (1969, mit Rajesh Khanna, Sharmila Tagore) – 4 Videos – 7 Sterne

Liebe und Leid, Spaß und Tragik, Schicksal und Zufall, viel Song und kein Dance, in einem kurzweiligen, schön gefilmten Gesamtpaket ohne allzu schrille Humor-Exzesse oder Prügeleien.

Sharmila Tagore überzeugt:

Sharmila Tagore reißt wieder hin. Als züchtiges und doch neckisches junges Ding zu Beginn wie auch als grauhaarige, gebeutelte Mutter im zweiten Teil. Das Make-up betont ihre scharfen Gesichtszüge, die Kamera fängt sie gern in Großaufnahmen und schönen Perspektiven ein. Eigentlich spielt Tagore am Anfang etwas steif und holprig, aber diesem Gesicht kann man nichts verübeln.

Das Drehbuch malträtiert Tagore mit Tiefschlägen, und sie leidet bitterlich, wird aber nie öd wehleidig dabei; und so gehören Tagores Seelenqualen zum Eindrucksvollsten überhaupt in Bollyland. Wenn das Schicksal auf Tagore einprügelt, greifen wohl auch hartgesottene Bollywoodendverbraucher zum Taschentuch.

Es beginnt glücklich:

Im ersten Drittel zeigt Aradhana (1969) romantisches junges Glück mit viel Esprit und peppigen Dialogen vor den Hügeln des östlichen Himalaya. Die Musik von S.D. Burman und R.D. Burman klingt heiter beschwingt. Erstaunlich nur die unrunden, abrupten Schnitte.

Sharmila Tagore ist die Mutter des heutigen Bollystars Saif Ali Khan. In Aradhana reist sie mit Darjeelings Schmalspureisenbahn. 36 Jahre später fährt ihr Sohn Saif Ali Khan den gleichen Zug in Parineeta (2005). (Tagores Zug stand allerdings in einem Studio in Bombay.)

Rajesh Khanna spielt den drahtig-charmanten Verehrer von der Luftwaffe, auch er vermeidet jeden Schwulst. Ãœberraschend eine jung-dralle Farida Jalal als selbstbewusste und ebenfalls stets positiv gestimmte junge Dame – heute kennt man sie mehr als Mutter vom Dienst.

Die Handlung ist etwas weit hergeholt und – abgesehen von den erstaunlichen Zufällen – zum Beispiel auch bei den Waisenhausszenen unglaubwürdig. Dennoch wirkt der Film weit geerdeter und weniger over-the-top als andere Bollywoodknüller seiner Zeit.

Hintergründe zum Film:

Aradhana erhielt wichtige Preise, so Filmfare-Auszeichnungen für den besten Film und für Sharmila Tagore, und wurde zu einem der erfolgreichsten Hindistreifen der 60er.

Aradhana orientiert sich am Oscar-gekrönten Film Mutterherz/To Each His Own von 1946.

Meine DVD von MoserBaer zeigt ein relativ gutes Bild mit relativ gutem Ton, allerdings sieht man öfter die schwarzen Ränder des Zelluloidmaterials. Auch die Songs sind untertitelt.

Freie Assoziationen zu anderen Filmen:

  • Johnny Mera Nam und andere Filme mit Dev Anand, die auch auf den Hängen des Himalaya spielen
  • Silsila, unehelich schwanger von einem abgestürzten Luftwaffenkapitän
  • Deewar (1975), eine demütige Mutter wird am Ende auf die Bühne gebeten
  • keine Verbindung zu An Evening in Paris, obwohl Regisseur Shakti Samanta und Hauptdarstellerin Sharmila Tagore sich wieder begegnen  (allerdings ist Tagore auch in Aradhana pompös in Szene gesetzt)


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